Die interaktive Online-Reportage „Do Not Track“ gibt Einblicke in das Geschäft mit Nutzerdaten.
Fragmente aus alten Filmen, Serien und bekannten Netzvideos flimmern im Vollbild über meinen Bildschirm, begleitet von minimalistischen, an frühe Gameboys erinnernde Ton-Samples, nebenher erklärt mir die ruhige Stimme von Richard Gutjahr, dass es Firmen gibt, die ganz viel über mich wissen, ohne dass ich davon weiß, dass sie es wissen. Doch zunächst der Reihe nach:
Seit dem 14.April sind zwei der insgesamt sieben geplanten Episoden von „Do Not Track“ online, einer interaktiven Online-Doku, die sich darum bemüht, dem Normalo des Internets, dem einfachen Nutzer, die Sache mit dem „Tracking“ zu erklären. Es handelt sich dabei um eine Produktion von arte, onf und BR. Ich habe mir die zwei überraschend kurzen Episoden zu Gemüte geführt und bin noch nicht ganz sicher, wohin die Reise geht. Einige Formulierungen und Aussagen sind stark suggestiv („…bombardieren sie die Tracker…“, „Zombiecookies“) andere hingegen lassen auf kritische Zwischentöne schließen („Viele Nutzer wollen gar nichts bezahlen“). Nora Burgard-App titelt bei MEEDIA passend dazu: „Zwischen Faszination und Angst„.
Genau das wird das Spannungsfeld sein, in dem sich dieses Format behaupten muss. Macht es nur Angst vor „den bösen Cookies“ und liefert Verschwörungstheoretikern Wasser auf deren Mühlen („Wir werden von amerikanischen Konzernen manipuliert..!“) oder zeigt es nur durch die rosarote Brille der Innovationen, was wir tollen Typen nicht alles drauf haben? Letzteres halte ich für ziemlich unwahrscheinlich und mich beschleicht auch schon die Angst, dass es eben diese Art von wenig tiefgehender Angstmache wird, die den Zuschauer automatisch nach mehr Regulierung und „Faust-in-der-Hosentaschen-Revolution“ schreien lässt. Einer der ergänzenden Texte, „Überleben in mitten von Cookies“ (Dezidierte Hinweise, was getan werden muss um Cookies zu loszuwerden [Ich höre schon die Support-Tickets der Webshops ächzen: „Ihr Shop geht nicht mehr, ich kann nix kaufen“] und was für Horror-Cookies sich die Branche wieder ausdenkt) und weiteres Vokabular („Schnüffler“, „Ende der Privatsphäre“, „Datenkrake“) verstärken den ersten Eindruck.
Ich hoffe sehr darauf, dass die Dokumentation ausgewogen von Sinn und Unsinn von Tracking, Nutzerprofilen & Co. berichtet. Ebenso sollte die enorme (technologische) Komplexität des Themas nicht zu stark vereinfacht werden, nur damit Jedermann ein schnelles Aha-Erlebnis beim Sehen dieses ansonsten angenehm erfrischenden Formats hat.
Bisher möchte ich rufen: Hallo, ist doch nur Werbung – installiert einen Adblocker oder wechselt zu einer dezenter werbenden Seite. Postwurfsendungen im Briefkasten schmeißt Ihr ja auch unbesehen in den Müll, wenn’s nicht interessiert…
Mal schauen, was die folgenden Episoden z.B. über soziale Netzwerke und Big Data so bringen. Ich werde bestimmt ein größeres Fazit über die Serie hier auf k2ff.de veröffentlichen.